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Innenleben der Organisation + Ethnographisches Wissen = Organisationsberatung?

Daß Industriebetriebe, Dienstleistungsunternehmen, Behörden oder Gewerkschaften - im folgenden unter dem Begriff Organisationen zusammengefaßt - in der sich transformierenden Gesellschaft einen verstärkten Beratungsbedarf entwickeln, wirkt sich sowohl aus in einer Intensivierung klassischer Beratungsfelder wie auch in der Erschließung neuer Bereiche.

Neben die Beratung in Bezug auf die "Außenbeziehungen" der Organisationen etwa durch Marktforschung, Imageforschung und die Beratung im Binnenbereich der Organisation etwa in Bezug auf betriebswirtschaftliche oder organisatorische Fragen tritt eine neue Tendenz, bei der zunehmend "weiche" Faktoren der Arbeitsprozesse in das Zentrum des Interesses rücken: Etwa Arbeitszufriedenheit und -identität, informelle Kooperationsbeziehungen oder der Umgang mit impliziten (Produktions-) Wissen.

In einer ersten begrifflichen Annäherung können diese Bereiche als das "Innenleben der Organisation" bezeichnet werden: der eher metaphorische Begriff "Innenleben" weist den Vorzug auf, daß er die Komplexität ebenso wie die Dynamik und partielle Eigenständigkeit unterschiedlicher, jedoch stets aufeinander bezogener Bereiche der Arbeitsorganisation markiert.

Wenn Organisationen ihr eigenes Innenleben als strategischen Entwicklungsbereich definieren und zu dessen Analyse und Entwicklung auf externe Berater nachfragen, greifen sie dabei auch auf sozial- und kulturwissenschaftliches Wissen zurück. Neben der Anwendung des klassischen, sozialwissenschaftlichen Methoden- und Theorieinstrumentariums der Organisationsforschung kann in jüngster Zeit ein verstärkter Trend hin zur Anwendung ethnographischer Methoden und Theorieangebote beobachtet werden.

Insbesondere für die Analyse komplexer, arbeitskultureller Faktoren, die oben unter dem Begriff des "Innenlebens der Organisation" angesprochen wurden, werden ethnographische Vorgehensweisen und qualitative Verfahren zunehmend als besonders erfolgversprechend angesehen.

Als problematisch erweist sich dabei jedoch, daß die bislang intensiv in die Beratungstätigkeit eingebundenen Disziplinen Soziologie, Psychologie oder Betriebswirtschaft kaum Erfahrungen in der Anwendung ethnographischer Verfahren vorweisen können, daß jene Verfahren in diesen Disziplinen ein nur geringes Ansehen besitzen oder daß deren Wissenschaftlichkeit - vor dem Hintergrund eines objektivistischen oder positivistischen Wissenschaftsverständnisses - in den betreffenden Fächern oft bestritten wird. Im Gegenzug verfügen die mit ethnographischen Methoden vertrauten Disziplinen wie Volkskunde oder Ethnologie mitunter noch nicht über ausreichende Erfahrung bei der Beratung von Organisationen.

Während die Volkskunde in dieser Situation in einigen Bereichen auf den Beratungsbedarf von Organisationen bereits mit konkreten Konzepten reagiert hat - zu nennen ist hier vor allem der Bereich der interkulturellen Kommunikation -, ist in anderen Bereichen die Idee einer Organisationsberatung mittels volkskundlichen Wissens noch zu wenig etabliert; und dies sowohl im Selbstbild ethnographisch arbeitender Wissenschaftler wie auch in der Wahrnehmung potentieller Auftraggeber. Hier gilt es nicht nur, die besonderen Bedingungen des Wissenstransfers in Beratungssituationen und die Fremdbilder wissenschaftlicher Disziplinen näher zu analysieren, sondern auch die Entwicklung neuer, anwendungsnaher Konzepte im direkten Austausch mit Vertretern der Praxis zu diskutieren und zugleich kreativ weiterzuentwickeln.

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